Cevapcici, Krbice, Einschusslöcher und ein Fluss, wie gezeichnet!
Was ist es, dass mich beinahe tagtäglich an die Gacka denken lässt? Hier der Versuch, es zu beschreiben. Zumindest kleine Fetzen tauchen mit bewundernswerter Regelmäßigkeit in meinem Kopf auf - vom Wasserlauf, vom Tanz der bunten Algen - und von den kapitalen Brown Trouts natürlich. Aber auch vom Leben am Fluss.
Die Gacka um 6 Uhr Früh - unfassbare Idylle.
Die Einschusslöcher in vielen bewohnten Häusern ließen meine kleine Tochter erschaudern, als ich sie das erste Mal mitnahm. Mich selbst haben sie auch schon befremdet - und mein Vater kannte dieselben Häuser noch ohne Einschusslöcher.
Aus Zeiten vor dem Jugoslawien-Krieg.
Was das mit Fliegenfischen zu tun hat? Zugegeben: Wenig. Aber so ein bisserl vermittelt es das Erlebnis, wenn man von Wien kommend, nach flotten sechs Stunden Autofahrt, in Kroatien die Abfahrt "Otocac" nimmt - und nach einigen schönen Schwüngen der Landstraße in ebenjene Kleinstadt einbiegt,
Geld abheben, weiter gehts!
Lang hält man sich dort ohnehin nicht auf, Kunas abheben und weiter geht's, knappe 10 Minuten nach Licko Lesce, geschätzte 150 Einwohner stark. Traditionell steigen wir dort im Hotel Gacka ab. Weil es unser Vater seit 40 Jahren so macht - und weil es nahezu perfekt ist. Es steht direkt am Fluss, an einer der schönsten und fangträchtigsten Stellen, unmittelbar bei einigen Zuläufen. Das Hotel wird vom Wasser umspielt und ist voll auf Fliegenfischer eingestellt. Kellner "Tomi" hat immer Fliegen für einen bereit, Chef "Kogo" hilft mit Schnaps - also viel kann nicht schiefgehen.
Direkt neben dem neuen Hotel Gacka steht das alte Hotel, vom Krieg völlig zerbombt. Auch da hat man jedesmal seinen "Grusel-Moment", wenn man daran vorbei Richtung Fluss spaziert.
Entscheidend ist aber der Fluss, keine Frage! Das Wasser ist glasklar, immer. Und der Blick hinein bekommt schnell etwas Meditatives. Die bunten Algen tanzen in der Strömung, die Brown Trouts verstecken sich darunter, oder stellen sich frech ganz knapp unter die Oberfläche.
Der Blick ins glasklares Wasser der Gacka hat etwas Meditatives
Ich habe schon über Stunden ein- und dieselbe Forelle an der Gacka angeworfen, von beiden Ufern. Mit all meinen Ködern - und nichts half. Mehrmals sind ihr die Nymphen an den Kopf getrieben und es hat die Brown Trout nicht interessiert. Als ich verzweifelt ganz am Ende eine der "sagenumwobenen Krbice" versucht habe, wars so weit, sie hat sie genommen - und ganz schnell wieder ausgespuckt.
Ein kleiner Erfolg
Haken konnte ich sie also nicht, aber ich habe dies dennoch als Erfolg verbucht und die "Fliegendreierbande" durfte noch einige Catches mit der Mini-Nassfliege, die im Film treibt, landen.
Die winzigen Krbice gibt es in allen Farben - empfohlenes Vorfach 0,12 mm
Es sind aber auch die Momente am Fluss, die nicht unmittelbar mit dem Fischen zu tun haben, die die Gacka so legendär machen. Die Schafherden, die über die Brücken getrieben werden etwa. Die Menschen, die so unglaublich freundlich sind, die vielen Mini-Märkte an der Straße, bei denen vor alle, "Karlovacko und Velebitsko", also Bier, verkauft werden.
Eine Gegend als Zeitmaschine Man fühlt sich in der Zeit um 20 bis 30 Jahre zurückversetzt. Und das tut gut. Stress hat hier niemand. Die Mobiltelefone klingeln selten, auch weil der Empfang beschränkt ist. Und irgendwie dreht sich alles um den Fluss,
Der Velebit-Nationalpark ist traumhaft, hier sagen sich Wolf und Bär Gute nacht, auch wenn die Hochspannungs-Stromhighways rücksichtslos in die Landschaft gepflanzt wurden und auch zwei, dreimal quer über die Gacka brutzeln.
Direkt von der Haupt-Quelle (Vrilo Tonkovic) geht der "Schlundfluss" sofort mächtig los und "sammelt" zwei weitere Quellen ein, ehe er nach wenigen hundert Metern schon stattliche Ausmaße einnimmt. Beeindruckend: Teilweise erreicht die nicht all zu breite Gacka vier, fünf Meter Tiefe - und man erkennt jeden Kieselstein am Grund.
Eine lange Strecke gönnt man dem Fliegenfisch-Juwel nicht, wird die Gacka doch schon nach elf Kilometern zum völlig uncharmanten Kanal, der in einen Tunnel mündet und danach nur Turbinen antriebt und in einen See geleitet wird.
INFO: Die Tageskartenpreise wurden zuletzt auf ca. 55 Euro.- erhöht. Kartenausgabe wechselt jährlich, derzeit bei der Fischzucht, 100 m vom Hotel Gacka entfernt. Entnahme: Nur unterhalb der Dreier-Brücke, wo die Gacka bereits sehr träge verläuft. Davor: Catch and release.
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