Leitha: Wenn Liegestühle im Weg sind, oder das Wasser verschwindet
Für Wiener Fliegenfischer ist der Leitha-Ursprung verführerisch. Nur rund eine Stunde Fahrzeit von der Metropole entfernt kann man um gutes Geld eine Tageskarte bekommen. Und man kann herrliche Tage an den Flusskilometern verbringen. Doch: Welchen Köder nimmt man, wenn das Wasser von Sonnencreme milchig gefärbt ist und Badegäste in Liegebetten oder Liegestühlen im Flussbett thronen?
Wo die Schwarza in die Pitten mündet, entspringt ein Fluss - die Leitha. Und der Leitha-Ursprung bei Lanzenkirchen ist ein selten schöner Ort. Nach einer knappen Stunde Fahrzeit vom Office wird in die Wathose geschlüpft, die Angel montiert und das Vergnügen beginnt. Es hat eine Touch von kleiner Soca, wie sich die Leitha bei ihrem Ursprung durch breite Kiesbette schaufelt.
Und Fische? Ja, Fische gibt es auch. In erster Linie Regenbogenforellen, vom Gefühl her klassische Besatzfische. Aber was weiß man schon.
Yellow-Mallard mit Schusskopf legte mir ein Fischerkollege an einem vermaledeiten Tag ohne Biss ans Herz und vermachte mir sogar einen seiner Streamer. Und - Padautz! - beim ersten Wurf hakte eine Regenbogenforelle. Landen konnte ich sie nicht, sie türmte leider samt Köder, das Vorfach war ab. Momente, die wie ein Stich ins Herz sind, die man mit der Trockenfliege - Gott sei Dank - nur sehr selten erlebt. Das qualvolle Verenden des Fisches will man sich gar nicht ausmalen.
Mit Schusskopf? Danach hatte ich keinen einzigen Biss mehr und so nebenbei auch nie wieder irgendwo einen Yellow Mallard mit Schusskopf gesehen. Angeblich war es eine schwedische Variante. Na dann. . .
Aber an guten Tagen fängt man natürlich auch mit der Nymphe und der Trockenfliege am malerischen Leitha-Ursprung und hat einige wirklich schöne Flusskilometer, die man genießen kann.
Nur: Es gibt nicht so viele gute Tage am Leitha-Ursprung. Denn sobald die Temperaturen nicht mehr nur verrückte Fliegenfischer ans Wasser locken, ist es Schluss mit lustig. Anfangs sind es noch die spazierenden Zaungäste, die man sich genervt wegdenkt und erst dann flucht, wenn sie (völlig zurecht übrigens!) ihre Hunde mit einem Stockerl in den Fluss jagen.
"Passt du eh auf auf uns? Wos in dem Wasserl san Fisch?"
Doch dann kommt's faustdick. Klettern die Wetterfrösche über die 25-Grad-Marke wird aus dem Traum des Fliegenfischens ein Hitchcock-Thriller mit haarsträubenden Spezial-Effekten und grauenvollen Gruselmomenten. Nach jeder neuen Biegung wartet der nächste Schrecken, das Fischen ist einfach auszuschließen.
Der Fluss wird umgeleitet Den größten Schreck jagten mir nicht einmal Badegäste ein, die sich mit Liegebett und Liegestuhl mitten in den Fluss pflanzten, sondern, es war die Tatsache, dass der Flusslauf zu einem bestimmten Zeitpunkt im Sommer einfach geändert wird,
Von Menschenhand.
Dann wir die Leitha nämlich durch einen Mühlbach geschleust und das normale Flussbett ist trockener als die Wüste Gobi. Und wenn dann noch die Dame im Liegestuhl "Passt du eh auf auf uns? Wos in dem Wasserl san Fisch?", krächzt, während ihr die Sonnencreme in den Fluss tropft, gibt es nur noch eine konsequente Reaktion: Angel zerbrechen, in den Kofferraum schmeissen - und schleunigst zurück ins Büro.
Hihi, sehr witzig!